Bergwerk

Das mögliche Bleibergwerk und Kalkstein-Steinbruch auf dem Kriegerkopf

An dieser Station auf dem Kriegerkopf befindet man sich vor einem riesigen Abraumhügel, aus der Zeit des Betriebs als Steinbruch bis die 1920er Jahre, der Firma Zorn aus Eichenberg. Mit Hilfe einer kleinen Lorenbahn wurde der Kalkstein zu diesem Hügel aufgeschüttet. Das Gebiet des Steinbruches und dieser Abraumhügel liegen auf privaten Grundstücken und sind nicht zugänglich. Bis in die 1930er Jahre waren die kleinen Loren noch vorhanden und die Kinder sind mit diesen „gefahren“.

Die „Bergbautätigkeit“ auf dem Kriegerkopf ist jedoch viel älter als bisher angenommen. So ist sicher anzunehmen, dass es einen oberflächlichen Abbau von Muschelkalk seit der Neuzeit gegeben hat. Eine weitere Station der geschichtlichen Wandertour ist die „Silbergrube“, die mit dieser Station der Bergbautätigkeit verknüpft ist. Die Silbergrube (alte Fundstelle) befindet sich auf der nördlichen Seite des Hackelberges. Die in dieser alten Fundstelle gefundenen Bleiglanzstücke haben die Hoffnung beim Berghauptmann Gabriel Philips, im Jahr 1580 geweckt, das Bleiglanz im großen Stil gefördert werden könnte. Damit die Arbeiten zielgerichtet durchgeführt werden, wurde ein Wünschelrutengänger beauftragt der vom Erzgang einer Karte anfertigte. Auf dieser Karte ist von der „alten Fundstelle“ beginnend der Erzgang verzeichnet. Es ist anzunehmen, dass die neuen Tätigkeiten um das Jahr 1580 hier am Kriegerkopf starteten, da der Erzgang hier am breitesten ausgeprägt ist. Die Erdbewegungen auf der nördlichen Seite des Hackelberges bei der Silbergrube lassen nur auf einen oberflächlichen Abbau schliessen. Dem Erzgangverlauf folgend findet man im gesamten Eichholz sogenannte Pingen, diese Probe-Schürfe belegen den Verlauf des vermuteten Erzganges auf einer Strecke von fast 2 Kilometern. Hier am Kriegerkopf ist der Erzgang am breitesten. Der in der Bergwerksakte genannte Materialaufwand lässt auf ein beginnendes Bergwerk mit höherem Aufwand schliessen als die Silbergrube. Dieses Bergwerk könnte hier begonnen worden sein.

Am 27.3.2017 bekamen wir Unterstützung vor Ort durch Hr. Dr. Kronz (Universität Göttingen, Abteilung Experimentelle und Angewandte Mineralogie). An diesem Tag haben wir an einhundert Stellen des Hackelberges nach dem Bleiglanz mit einem RFA-Analysator gesucht. Wir konnten nur an der Silbergrube Bleiglanz nachweisen. An keiner Pinge war ein Nachweis messbar. Auf dem Kriegerkopf waren an diesem Tag leider keine privaten Grundstücke zugänglich. Vielleicht ist hier am Kriegerkopf durch die umfangreichen Bau- und Steinbruchtätigkeiten kein Nachweis mehr möglich zu erbringen.

Aus der Berbauakte aus dem Jahr 1580-1589 sind folgende Ereignisse dokumentiert:
Die erste Erwähnung des Bleibergwerkes geht auf das Jahr 1520 zurück. So verlieh Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen (1518-1567) das Bergwerk „an Jorge Petersen und Johann Kote“.
Wiederentdeckt wurde das Bleibergwerk im Jahr 1580 durch den Berghauptmann Gabriel Philips. „Der Berghauptmann Philips hatte es aufgespürt und Rhenanus (Bad Sooden Allendorf) im November 1580 darüber berichtet. Die Befragung eines alten Mannes Melchior Landerode hatte ergeben, daß dieser vor etlichen 20 Jahren dort Bleierze geschürft und an den Döpfer zu Witzenhausen verkauft habe“. Gabriel Philip bittet den Landgrafen um Beteiligung und direkte finanzielle Ünterstützung.
Im Jahr 1581 wurden mehrfache amtliche Besichtigungen des Reviers und 1580/81 Bildung einer Gewerkschaft mit Landgraf Wilhelm IV. an der Spitze und einer Geschäftsordnung durchgeführt. Ein Rutengänger aus Nentershausen wurde im Jahr 1581 und 1587 beauftragt das Gelände zu untersuchen. Vom Bleigang wurde eine Karte angefertigt. Im Jahr 1587/88 gibt es einen nachweislichen Abbau in dem Bleibergwerk (uffm bley bergwergk am Hachelsbergk). „Dann versiegen die Nachrichten“.
Im Jahr 1819 entdeckt der Grebe (Grebe – „Bürgemeister“) George Winter aus Hebenshausen wieder Bleiglanzstücke, auf seinem Grundstück „das mit Holz bewachsen“ ist. Erneute Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Silbergrube nicht ergiebig ist und ein Bergbau sich nicht lohnt.

Durch allgemeine Aktenrecheche entdeckt im Jahr 2015 Thomas Blumenstein die örtliche Zugehörigkeit des Bergwerkes nicht zu Hundelshausen, wie die Akte urpsprünglich bezeichnet ist, sondern nach Hebenshausen. Im Herbst 2015 finden Thomas Blumenstein, Roland Gernand und Lars Klein die Pingen und Silbergrube im Waldgebiet Eichholz auf dem Hackelberg.

 


Autor:
Lars Klein

Quellen:
Bergbauakte: HStAM Marburg, Best. 55a, Nr. 2085 Blei-, Silber- und Kupferbergwerk zu Hundelshausen, 1580-1589
Illustrationen von Bettina Zimmermann, www.tinazett.de
Buch, De Re Metallica Libri XII, Georg Agricola
Archivnummer der Luftaufnahme aus dem Jahr 1944, 184 Luftbilddatenbank Carls
Messgerät: Niton XL3t RFA-Analysator

Das Mundloch eines Bergwerks, so könnte es mal ausgesehen haben.... hier noch mit Muskelkraft
Der Wünschelroutengänger aus Nentershausen
Die Karte des Erzganges gezeichnet vom Wünschelroutengänger um 1580
Die Karte mit Bezeichnung der heutigen Fundstellen
Luftaufnahme vom 25.12.1944, zu sehen ist der Kriegerkopf mit seinen Kalksteinvertiefungen und Steinbruch
Luftaufnahme mit Bezeichnungen der Bergwerks oder Steinbruch Aktivitäten
Firma ZORN
Suche nach Bleiglanz im März 2017 mit dem Messgerät: Niton XL3t RFA-Analysator
Pb mit 2092 ppm nachgewiesen
Die Messung in der Silbergrube

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